Das
erste Mal
Das erste Mal war am schwersten. Ich hätte
nie gedacht, daß ich mich so dilletantisch anstellen würde.
Schließlich hatte ich schon einige einschlägige Filme gesehen,
ausgeliehen bei Freunden. Das ist überhaupt so eine merkwürdige
Geschichte mit diesen ersten Malen. Man macht so viele Dinge zum ersten
Mal und plötzlich erscheinen sie in einem anderen Licht. Aber diese
Sache war nunmal etwas besonderes.
Ich ließ mir auch viel Zeit, bis es
soweit war.
Es war ein schöner Frühlingsabend,
ich kannte sie schon einige Zeit von verschied- enen Abenden in Diskotheken.
Sie war sehr hübsch und beliebt, wollte aber nur mich.
Ich sie auch, ich war jung und verzehrte mich
nach ihr, betete Sie an, verehrte den Boden den sie berührte. Sie
war eine absolute Traumfrau, mit einer super Figur und schönen Haaren,
ich konnte sie stundenlang nur ansehen und wortlos kommunizieren. Diese
Augen! Mein größter Wunsch war, mit ihr ein paar Stunden alleine
zu sein. Diesen Abend war es soweit. Die Nacht der Nächte.
Ich warf mich in Schale und kaufte ihr Blumen,
sogar ein Geschenk.
Mein Herz schlug heftig, als ich am späten
Abend an ihrer Tür klingelte. Sie wohnte nicht besonders, irgend so
ein anonymes Apartementhaus, in dem sich niemand um den anderen kümmert.
Sie öffnete lächeld die Tür,
im Bademantel, ein Anblick,der mich wahnsinnig machte.
Ihr Lächeln verschwand. Hatte sie mich
nicht erwartet ?
'was willst Du denn ?'
Ich hielt ihr die Rosen hin. 12 Stück.
'hier, für Dich'
Sie starrte mich wortlos an.
'ach, daß hab ich fast vergessen, ich
hab Dir noch was mitgebracht...'
Als sie mein Geschenk sah, wollte sie die
Tür zumachen.
Der Stahl des Zimmermannshammers glänzte
verführerisch im Neonlicht, als er nach unten kam. Sie wollte noch
schreien, wurde aber unterbrochen durch ein dumpfes Geräusch, als
der Hammer ihre Schläfe traf. Sie sackte nach unten, entschied sich
zu wimmern statt zu schreien, und kroch auf allen Vieren in die Wohnung
zurück.
War wohl nicht fest genug.
Ich sah mich um, der Hausflur war leer, ging
in die Wohnung und schloss die Tür. Sie war schon fast im Bad.
'aber Liebling, was ist denn los ?
Willst Du mich nicht mehr ?'
Sie drehte sich auf den Rücken, der Bademantel
ging auf. Wundervoll weiße Rundungen kamen zum Vorschein, bereit
zu verführen.
Sie wimmerte immer noch. 'bitte nicht, bitte'
Ich beugte mich über sie, bereit verführt
zu werden.
Sie trat nach mir, ich taumelte, sie robbte
weiter bäuchlings Richtung Bad. Ich drehte den Hammer um und trieb
ihr die Spitze unterhalb der linken Schulter in den Rücken.
'Hey, Du blutest ja den ganzen Teppich voll'
Sie antwortete nicht.
Ich ging ins Wohnzimmer und machte das Radio
an. Es dauerte etwas, bis ich einen guten Sender fand. Rock & Roll,
Baby.
Als ich wieder zurückkam, bewegte sie
sich immer noch.
Verdammt zähes Luder. Die mit ihren Filmen
machen es sich viel zu leicht. Ich trat auf ihren Rücken und zog mit
beiden Händen den Hammer raus. Gar nicht mal so einfach. Sie stöhnte
leise. Hörte aber auf, als ich ihren Kopf zum vierten oder fünften
Mal an den Türpfosten schlug.
Ich setzte mich neben sie und zündete
mir eine Zigarette an. Fasziniert betrachtete ich die größer
werdende Blutlache unter ihrem Kopf und kicherte leise vor mich hin.
Die Zigarette danach.
Nach einer Weile beschloß ich, sie ins
Wohnzimmer rüberzubringen, dort war es viel gemütlicher. Das
Ganze dauerte etwas, sie war schwerer als ich dachte.
Ich setzte sie aufs Sofa, holte eine Flasche
Wein aus dem Kühlschrank, löschte das Licht und zog die Vorhänge
zurück. Unsere Unterhaltung war etwas einseitig, aber sie hörte
mir zu. Endlich. Sie sah so schön aus im Mondlicht. So schön.
Ich durchforstete ihre LP's und fand Jethru Tulls 'feeling love'. Sehr
passend.
Wir hörten Musik, sie hörte mir
zu, ich schüttete ihr mein Herz aus.
So aufgewühlt.
Nachdem die Flasche leer war, entschuldigte
ich mich für mein frühes Verschwinden, ich hätte gern die
ganze Nacht mit ihr verbracht. Sie antwortete nicht, musterte mich nur
mit ihrem starren Blick.
Ich küsste sie zum Abschied, zum letzten
und zum ersten Mal.
(c) 1996 der engel frank |